Urban Anouk

Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit

Wiener Stadtgeflüster – letzte Woche habe ich mit einer unglaublich warmherzigen Gruppe an Schreibinteressierten an einem von Annas Schreibspaziergängen teilgenommen. Es ist immer schön, wenn aus virtuelle Bänden, reale Umarmungen und zusammen lachen werden.
Gemeinsam sind wir von der Spittelberggasse zur Karlskirche spaziert und haben uns Anhand von Annas Aufgaben der Stadt schriftlich gewidmet. Sie ist nicht nur eine gute Freundin, sondern macht ihre Sache auch besonders gut, seht doch mal selbst unter WritingWilderness.

Ein flüchtiger Blick in gold, viel mehr ist die Secession über die Jahre für mich als Wienerin nicht mehr geblieben. Sich an ihrem Fuße niederzulassen, den Blick zu heben und die Inschrift zu lesen, war dadurch besonders. Als Anna uns aufforderte, mit der Inschrift als Auslöser 10 Minuten rapid writing zu betreiben, 10 Minuten den Stift nicht abzusetzten, entstand bei mir dieser Text.

Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit.
Der Satz sitzt zwischen Herz und Magen, tief, bis in den Bauch. Die Zeit der Kunst drängt sich momentan auf und doch die Angst, dass fehlende Freiheit mir bald die Kunst wieder raubt.
Ich möchte schreiben, schreiben, schreiben.
Ich will Freiheit auf weiß und Struktur im Tag – das wirkt wie hell und dunkel und alles was bleibt, ist Nebel.
Soll die Zeit der Kunst gewidmet werden oder bedeutet es doch der Kunst die Freiheit zu lassen, sie die Wochenendstunden und nicht dem grellen Alltag auszusetzten, der alles auslöschen könnte?
Ist es die Angst, die mich aufhält, wo sitzt der Knoten und wie löse ich ihn? Was passiert, wenn ich ihn löse und tief falle, werde ich liegen bleiben?
Wird der Stift für immer dort am Boden bleiben, wenn ich mich aufrapple und zweite Stellen anlaufe?
Finde ich das Glück wo anders, sitzt dann die Schuld der Leugnung zwischen den Fingern?
Ich will schreiben, schreiben, schreiben, aber was, wenn ich das vergesse? Wenn es mir zwischen Schleudergang und Einkaufssackerl verloren geht, ich es versehentlich mit dem Müll raus bringe? Will ich das und wie zerlaufen Wünsche, was ist Kern und was nur Schicht?
Kann ich bestehen zwischen Papier und Kritik oder brauche ich die Zahlen, die mich und meine Existenz vor dir festhalten.
Würde ich mich nur stoßen an eckigen 7 und verkriechen im Bauch der 3?
Und wenn ich nicht mehr anschreibe, für das jetzt im übermorgen, wo bleibt dann das gestern, wo das ich im ich? //

Loszulassen und einfach zu schreiben, kann wunderbar befreien. Einfach mal Timer stellen und den Stift fliegen lassen – probiere es doch einmal!