Reiskörner, fliegt

das wasser fliegt wie reiskörner durch die luft, ich bemerke das zum ersten mal, obwohl ich nicht mal darauf gewartet habe. gewartet wie auf so viele andere dinge, die nun stück für stück von ungreifbarem zu realität wechseln. und mit der zeit wird dies ungreifbare, was jahre lang nur in die zukunft gemalt war, vergangenheit. nach all dem hinfiebern ist es aus dem jetzt gegriffen, für immer vergangen.
manchmal fühlt es sich so an, als gäbe es einen stapel für die dinge, auf die ich warte sie zu erleben und einen stapel für die gelebten. und mit jeder seite, die stapel wechselt, fällt mir auf, das wars jetzt. ich kann diese seite, dieses erlebnis jetzt nicht mehr neu schreiben. ich kann nicht mehr das erste mal alleine autofahren oder den schlüssel zur wohnung umdrehen. all diese ersten male habe ich nun auf meine art beschrieben und festgenagelt, so wie sie waren.
plötzlich scheint das warten nicht mehr zum nervösen sesselwippen, sondern wie das leben selber.
ist das leben denn eine jagd auf neues?
stimmt es denn, dass das leben immer schneller fliegt, weil wir weniger zum ersten mal tun? und gibt es einen moment, in dem wir die jadg aufgeben und nur noch anderen dabei zusehen? bekommen wir kinder, um alles nochmal neu zu erleben?
vielleicht ist aber neu ja auch kein erstrebenswertes kriterium.
vielleicht leben wir ja in kreisen und, wenn einer abgearbeitet ist, dann beginnt der nächste kreis der neuanfänge.
und vielleicht ist es ja gar nicht beängstigend, dass uns das neu irgendwann ausgeht, sondern, dass am ende des lebens noch so viel neu übrig bleibt. dass der eine stapel nie ganz leer wird und viele seiten unbeschrieben.
vielleicht muss man sich darum auch gar nicht sorgen, weil neben den großen ersten malen, auch springende reiskörner im kleingedruckten der seiten stehen und das mindestens so schön ist.

Kategorie Gedanken, Kopf

Atmet und schläft in Wien. Arbeitet ebenda auch manchmal. An Illustrationen, Fisimatenten oder daran endlich die richtige Müllsack Größe zu kaufen. Macht manchen Sorgen und sich eine große Freude mit dem Studium der Sprachkunst. Schreibt über Fliederlila, Stromausfälle und Zitronenschaum. Irgendwas im Internet, ihre Oma ist sich da nicht so sicher, unter urbananouk.com. Mag Pfirsiche, aber nur die flachen.

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