Sie müssen ja nicht Arschloch sagen

Ist ihnen bewusst, dass die Angst ihre ist? Ich sehe die Grünlilie an. Ja, vielleicht.
Die Blätter haben braune Spitzen. Dass es eine alte Angst ist? Hm, ja. In welche Tasche habe ich sie eingesteckt, überlege ich.
Ich verschränke meine Hände hinter dem Stuhlrücken, mein Nacken knackst.
Sie dürfen auch wütend sein. Ich nicke. Sie müssen ja nicht Arschloch sagen. Ein guter Ratschlag. Das habe ich sowieso noch nie. Die Vorhänge sind hinter der Heizung eingeklemmt. Passt es für heute? Ich hole meinen Geldbeutel aus der Tasche.
Fahre mit dem Fahrrad gegen die Einbahn, schneller als die Angst läuft.
Der Briefträger drückt mir im Stiegenhaus einen Brief in die Hand. Ich schlitze ihn im gehen mit dem Schlüssel auf. Den Brief. Du wärst stolz auf mich, das bist du öfters.
Die Lasagne esse ich kalt, höre fick dich allee und übe ein bisschen wütend sein.
Die Zitrone an meinem Baum ist jetzt schon so groß, wie eine dieser Kapern mit langem Stiel. Ich habe mich nie entschieden, ob ich die mag.
Draußen ist heute Herbst im Mai, ich atme in meinen dicken Schal. Am Gürtel ist auf der Bodenmarkierung doch keine Pistole durchgestrichen, wie ich immer dachte. Inlineskates, es sind bloß rollende Schuhe.
Ich schiebe mein Rad in deine Gasse, eine Einbahn am Tag reicht. Dicker Pulli sagst du, ich nicke und manchmal ist die Welt sanfter als man denkt.

Kategorie Geschichten, Kopf

Atmet und schläft in Wien. Arbeitet ebenda auch manchmal. An Illustrationen, Fisimatenten oder daran endlich die richtige Müllsack Größe zu kaufen. Macht manchen Sorgen und sich eine große Freude mit dem Studium der Sprachkunst. Schreibt über Fliederlila, Stromausfälle und Zitronenschaum. Irgendwas im Internet, ihre Oma ist sich da nicht so sicher, unter urbananouk.com. Mag Pfirsiche, aber nur die flachen.

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