Urban Anouk

Von jungen Herzen

EINS

manche tage sind wie warme wolle, nicht die kratzige, sondern die feine, teure.
in der wollenen wolke purzelt man herum und vieles ist gleichzeitig so klar und unbedeutsam.
es sind tage wie sanftes gitarren zupfen mit leisen oh‘s und ah‘s.
man ist an einem ort, der immer wie der falsche schimmerte und doch plötzlich der einzige ist, der sinn ergibt.

ZWEI

da laufen ameisen an meiner magenwand.
ihre kleinen tritte senden impulse durch den ganzen körper, ich zittere innerlich, doch nicht auf die schmerzlich krampfige art, sondern loslösend.
alles fließt schneller und löst ein unbändiges gefühl des lebens aus. der jetzige moment kribbelt unter der haut, der kopf wird vom körper aus den sorgen gerissen und hochgeschraubt bis er alles erblicken kann, es gibt nur jetzt.
vieles ist plötzlich so klar, wenn auch dunstig. aber vielleicht ist es ja gerade dieser feiner nebel, den es braucht um zu leben, zu überleben.

DREI

und manche tage sind dann die körperliche intensität. alles klopft gegen die haut, von innen heraus.
es schwimmt eine süß atzende flüssigkeit durch den magen und das blut.
die seele wühlt sich durch die innereien.
alles ist so voll, voll von dir, das nur ein bissen, ein ton mich zum bersten bringt.
du bist so in mir ausgebreitet, ohne dass du es weißt, dass ich teile von mir flüchten lassen muss, um platz für dich zu räumen.
und das tue ich mit wohlwollender hast,
werfe unüberlegt alles über bord, dass uns nicht koalieren lässt.
denn das steht groß geschrieben auf meiner inneren stirn,
das liegt über meiner makula, so dass jeder blick durch das netz von dir fallen muss.
meine haut ist elektrisch geladen und knistert. sie knackst bei jeden ton, bei jeden warmen duft lässt sie mich zitternd zurück.
ich möchte mich übergeben, übergeben um meinen körper einen moment der ruhe zu geben, die du mir raubst.
und aus angst dich aus mir fließen zu sehen, halte ich den mund geschlossen.
ich male ein bild von dir, mit pulsierendem blut, tief in mir, dass du nie sehen darfst, ohne dich wie der herr der gipfel zu fühlen.
und du, lässt mich immer strahlendere farben wählen, pigmente pur.
ich warte auf deinen patzer, einen fleck der einen see voller unmöglichkeiten malt.

VIER

in mir schreien worte danach ausgelassen zu werden, dich auf papier zu schreiben. dich in dickes weiches papier mit feuchter tinte zu gravieren, bis du verwischt über seiten vor mir liegst.

FÜNF

es ist wie mit nadeln gestochen zu werden, aber zu wissen, das diese die richtigen stellen treffen und nicht schmerzen.
nur sie wieder rauszuziehen, das tut weh.
das hinterlässt einen körper voll rotem muster, mit den kleinen blutstropfen verwindet ein quantel hoffnung, die erst zurückgewonnen werden will.