Unsere Umwelt macht uns zu Erwachsenen, manche wehren sich besser, manche weniger dagegen. Da sind Verantwortungen, Pflichten und wenig Platz für kindliche Freude und Glaube. Man will über das viel besprochene innere Kind denken, was man möchte, aber zu den Feiertagen rührt sich etwas in vielen von uns.
Lange nachdem der Glaube an das Christkind dem Realisten, der wir nun sind, gewichen ist, lange nachdem die kitzelnde Freude von Stress und Besorgungen verdrängt wurde, versteckt sich da eine Erwartung an den großen Tag in der Brust.
Sie ist da und ich bin ihr ausgeliefert. Jahr ein, Jahr aus, ist da die leise Hoffnung auf etwas Besonderes, die Erwartung von einem Tag, der anders ist, als all die 364 in Jahr.
Sie mag sich verschieden äußern – in dem Wunsch nach Schnee, nach einem friedlichen Beisammensein, ohne die streitsuchenden Äußerungen der Familienmitglieder, in dem Wunsch nach dem endlich passenden Geschenk, das dir nur von den Augen abgelesen wurde.
Doch was liegt unter all dem? Ist es nicht der Wunsch nach einem Tag, der aus allen heraussticht, uns aus unserer Realität holt und nun endlich einmal glücklich macht?
Gerade, wenn unser Leben nicht so traumhaft läuft, wie uns das die weihnachtlichen Komödien, die wohl eher Märchen heißen sollten, vorführen, ist die Hoffnung groß.
Vielleicht wäscht sie sich aus den Knochen, sitzt nicht mehr so tief je älter wir werden, aber gerade im Übergang von Kind zu Erwachsenen ist sie präsenter denn je.
Und doch ist der 24. jedes Jahr auch wieder nur ein Tag. Ein Tag unseres Lebens, keiner Komödie entsprungen, ein Tag, der kommt und geht. Vielleicht ist der schön, sogar friedlich, aber vielleicht auch stink normal.
Vielleicht muss ich meine Aussage doch revidieren, er ist nicht gewöhnlich, sondern meist mit Druck geladen. Für sensible Menschen kann Weihnachten eine Belastungssituation nach der anderen bedeuten – die Stimmung in der Luft, der Wunsch niemanden zu enttäuschen, Päckchen mit dem vorprogrammierten Lächeln öffnen und umgeben von Leuten, klingt dann nicht gerade himmlisch.
Doch ist Weihnachten wirklich so schlimm? Nein, es ist zwar nur ein Tag, aber es ist eben nur ein Tag. Sobald wir loslassen von den Erwartungen und das ist nicht unbedingt leicht, kann er überraschend angenehm sein.
Am wichtigsten ist, das wir das Tabu brechen, an Weihnachten glücklich sein zu müssen. Ich würde einiges wetten, dass nicht alle innerlich so freudestrahlend sind, wie sie sich äußerlich geben. Man kann ja auch nicht jeden Tag glücklich sein, manche Tage sind dunkler als andere und das ist auch okay so. Und, nur, wenn dein unglücklicher Tag nun auf den 24. fällt, bist du kein Verlierer. Unser weihnachtlicher Gemütszustand ist kein Spiegel für unseren Erfolg im Leben. Ob du nun feierst oder nicht feierst, allein oder nicht allein bist, sagt nichts über deinen Wert aus.
Wie pessimistisch dieser Blogpost auch klingen mag, sein Sinn ist nicht, euch das Lametta vom Baum und das Lächeln aus dem Gesicht zu stehlen, sondern euch die frohe Kunde zu bringen, auf die ich selber viel zu lange gewartet habe. Freude ist nicht erzwingbar – sie kommt so überraschend wie Regen.
Eine Trockenperiode heißt nicht, dass es morgen nicht schütten kann.
Also – da sind noch 364 andere Tage im Jahr und ich wünsche dir von Herzen, dass es oft Freude auf dich regnet.
Meist kommt sie überraschend und es liegt an uns, sie wahrzunehmen, genauso wie wir es auch mit Traurigkeit tun sollten.
Und wer weiß – ist der Stress und die Erwartungen verschwunden, vielleicht ist der 24. nächstes Jahr dann triefend nass vor Glück.
Ich habe dieses Jahr versucht, meine eigene Empfehlung wahrzunehmen – tun wir das denn nicht viel zu selten – und wir hatten ein ruhiges Fest. Ich habe die Gedanken weggeschoben, wie es wohl wäre eine große Familie, dies oder das zu haben und einfach das getan, was ich gerne tue – gekocht und einen Spaziergang gemacht. Über Wien zog sich ein wunderschöner Himmel und sobald ich ein kleines technisches Problem gelöst habe, füge ich hier Bilder ein. Das Essen war auch gelungen – mehr dazu bald.
In diesem Sinne wünsche ich euch fröhliche, traurige oder stink normale Feiertage, wie immer sie auch kommen.
Alles Liebe,
Stephanie
PS: Nach einem kräftezehrenden Herbst habe ich das Schreiben schon vermisst, sonst würde ich nicht am ersten ruhigen Tag mir Wörter aus den Fingerkuppen ziehen. Ich merke aber auch, wie ich aus der Übung bin. Mehrere Beiträge folgen dann ab Februar.