Wendung

WENDUNG

inspiriert von „Unter dem Weinstock“ von Ingeborg Bachmann

Die Nacht muss das Blatt wenden,
denn dein erstes Gesicht steigt in dein Trugbild,
gedämmt von Licht.

Rauschend spült es die Füße weg,
wo die Gedanken noch hängen,
die Nacht muss mein Blatt wenden.

Die Nacht muss dein Blatt wenden,
wo Euphorie auf Beton aufknallt,
wo Tiefe durch leere Mägen hallt,
die Nacht, sie muss unser Blatt wenden. //

Dieses Gedicht entstand bei einem Writing Wilderness Schreibworkshop im Türkenschanzpark. Anna hatte uns zur Aufgabe gestellt ein vorhandenes Gedicht zu unserem eigenen zu wandeln. Ein wunderbarer Weg um die Grenzen des eigenen Stils zu durchbrechen.
Das Original lautete:

Unter dem Weinstock im Traubenlicht
reift dein letztes Gesicht.
Die Nacht muß das Blatt wenden.

Die Nacht muß das Blatt wenden,
wenn die Schale zerspringt
und aus dem Fruchtfleisch die Sonne dringt.

Die Nacht muß das Blatt wenden,
denn dein erstes Gesicht steigt in dein Trugbild,
gedämmt vom Licht.

Unter dem Weinstock im Traubenstrahl
prägt der Rausch dir ein Mal –
Die Nacht muß das Blatt wenden!

– Ingeborg Bachmann

Kategorie Gedichte, Kopf

Atmet und schläft in Wien. Arbeitet ebenda auch manchmal. An Illustrationen, Fisimatenten oder daran endlich die richtige Müllsack Größe zu kaufen. Macht manchen Sorgen und sich eine große Freude mit dem Studium der Sprachkunst. Schreibt über Fliederlila, Stromausfälle und Zitronenschaum. Irgendwas im Internet, ihre Oma ist sich da nicht so sicher, unter urbananouk.com. Mag Pfirsiche, aber nur die flachen.

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